Treibhausgasbilanz des Ennepe-Ruhr-Kreises
Eine Treibhausgasbilanz (THG-Bilanz) ist ein umfassendes Instrument zur Erfassung und Bewertung der Emissionen von Treibhausgasen (THG) innerhalb eines bestimmten geografischen Gebiets oder für eine spezifische Aktivität. Die THG-Bilanz dient dazu, die Menge an ausgestoßenen Treibhausgasen zu quantifizieren, die zur globalen Erwärmung und zum Klimawandel beitragen. Zu den Treibhausgasen zählen neben Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Distickstoffoxid (N2O) sowie Fluorierte Gase (HFKW, PFKW, SF6). Die Emissionen werden in CO2-Äquivalenten (CO2eq) ausgedrückt, um die unterschiedlichen globalen Erwärmungspotenziale (GWP) der verschiedenen Gase vergleichbar zu machen. In der aktuellen Bilanzierung nach BISKO-Standard werden die Emissionen aus der Landwirtschaft nicht erfasst.
Die THG-Bilanz ist ein entscheidendes Werkzeug im Klimaschutz, das dabei hilft, die Emissionsquellen zu verstehen und gezielte Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen zu entwickeln und umzusetzen.
Die aktuellsten Daten für den Ennepe-Ruhr-Kreis umfassen eine Zeitreihe von 2012 - 2020. Die Daten entstammen dem Integrierten Klimaschutz- und -anpassungskonzept von 2018 (Daten bis 2016), ergänzt um die vom Regionalverband Ruhr (RVR) erhobenen Daten bis einschließlich 2020. Der RVR führt auch zukünftig die Datenerhebung und Fortschreibung für seine Verbandskommunen durch. Die Aktualisierung der Daten bis einschließlich 2022 soll dieses Jahr (2024) erfolgen.
Entwicklung der THG-Emissionen
Im Jahr 2020 betrugen die Treibhausgasemissionen im Ennepe-Ruhr-Kreis etwa 2.350 Tsd. Tonnen CO2eq. Dies stellt eine Reduktion von ca. 54 % gegenüber dem Basisjahr 1990 dar, in dem die Emissionen noch bei etwa 4.300 Tsd. Tonnen CO2eq/a lagen.
Verteilung der Emissionen nach Sektoren
Die sektorale Verteilung der THG-Emissionen im Jahr 2020 zeigt, dass der Großteil der Emissionen im Ennepe-Ruhr-Kreis auf den Wirtschaftssektor entfällt:
- Wirtschaft: 46 %
- Private Haushalte: 28 %
- Verkehr: 26%
- Kreisverwaltung: < 1 %.
Der Rückgang der THG-Emissionen ist unter anderem auf die Reduktion des Energieverbrauchs und den Wechsel zu weniger emissionsintensiven Energieträgern zurückzuführen. Während der Energieverbrauch der privaten Haushalte und der Wirtschaft rückläufig ist, hat sich der Verkehrssektor als stabil mit einer kontinuierlichen Verschiebung von Benzin zu Diesel und einem Anstieg von Biotreibstoffen gezeigt. Die THG-Bilanz des Ennepe-Ruhr-Kreises zeigt deutliche Fortschritte im Klimaschutz, insbesondere durch die Reduktion des Energieverbrauchs und den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien.
Pro-Kopf-Emissionen
Die durchschnittlichen Pro-Kopf-Emissionen im Ennepe-Ruhr-Kreis sind von 9,8 Tonnen CO2eq im Jahr 2012 (1990: 12,4 Tonnen CO2eq) auf 7,3 Tonnen CO2eq pro Einwohner im Jahr 2020 gesunken.
Zum Vergleich: Deutschland plant, bis 2045 treibhausgasneutral zu werden. Dies beinhaltet, dass die Netto-Treibhausgasemissionen auf null reduziert werden, was ein Gleichgewicht zwischen ausgestoßenen und aufgenommenen Emissionen bedeutet (Bundesregierung). Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die jährlichen Treibhausgasemissionen pro Kopf auf etwa ein bis zwei Tonnen CO2eq gesenkt werden. Derzeit liegen die Pro-Kopf-Emissionen in Deutschland ähnlich hoch wie im Ennepe-Ruhr-Kreis bei etwa 8 bis 9 Tonnen CO2eq.
Um die Pro-Kopf-Emissionen auf das notwendige Niveau zu senken, sind umfassende Maßnahmen in verschiedenen Bereichen erforderlich:
- Energiewirtschaft Umstellung auf erneuerbare Energien und Verbesserung der Energieeffizienz.
- Industrie Reduktion der prozessbedingten Emissionen durch den Einsatz klimafreundlicher Technologien.
- Verkehr Förderung von Elektromobilität und Verbesserung der Verkehrsvermeidung und -verlagerung.
- Gebäude Energieeffiziente Sanierung und Nutzung erneuerbarer Energien für Heizung und Kühlung.
- Landwirtschaft Verringerung der Methan- und Stickstoffemissionen und nachhaltige Landnutzung.
Ergebnis:
- (energiebedingte) Treibhausgasemissionen sind rückläufig (Stand 2020)
- Beginnende Entkopplung von Endenergieverbrauch und THG-Emissionen
- Industriesektor ist auf einem guten Weg
- Verkehrssektor läuft gegen den Trend
- Zahlreiche Klimaschutzmaßnahmen in den Kommunen
- Aktueller Trend reicht zur Einhaltung der Klimaziele bisher nicht aus
- Vollständige Substitution der fossilen Energieträger erforderlich
- Massiver Ausbau der erneuerbaren Energien notwendig
- Steigerung der Energieeffizienz notwendig
- Unvermeidbares CO2 ist zu kompensieren
Was bedeutet klimaneutral / treibhausgasneutral?
Treibhausgasneutralität
- Definition Ausgleich der ausgestoßenen Treibhausgase (z.B. CO2, CH4, N2O) durch Reduktion und Kompensation, sodass die Nettoemissionen null sind.
- Fokus Spezifisch auf Treibhausgase.
- Maßnahmen Reduktion der Emissionen und Kompensation durch Aufforstung und CO2-Abscheidung/Einlagerung.
Klimaneutralität
- Definition Keine negativen Auswirkungen auf das Klima insgesamt, durch Vermeidung oder vollständige Kompensation aller klimawirksamen Aktivitäten.
- Fokus Umfasst alle klimarelevanten Faktoren, nicht nur Treibhausgase.
- Maßnahmen Umfassende Betrachtung des gesamten Lebenszyklus von Produkten und Dienstleistungen, sowie Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel
Weiterführende Informationen:
THG-Emissionen im RVR-Raum – Aktuelle Daten
Der Ennepe-Ruhr-Kreis ist Teil des Regionalverbandes Ruhr (RVR). Der RVR übernimmt die Datenerhebung und teilweise die Erstellung der THG-Bilanz seiner Mitgliedskommunen.
Tipps für THG-Einsparungen und Klimaschutzmaßnahmen im persönlichen Umfeld finden sie hier.